Kalium-Versorgung

In der Vergangenheit wurde im Biologisch-Dynamischen Landbau bezüglich der Düngung in erster Linie auf die gute Versorgung mit organischen Düngern und weniger auf diejenige mit Mineralstoffen geachtet. Man war der Ansicht, dass die Nährstoffversorgung der Pflanzen über die ’aktive Nähr- stoffmobilisierung’ (vgl. Scheller 1988) aus dem Bodenvorrat gesichert sei. Inwieweit dies eintritt, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste ist die Bodengenese. So haben z. B. nährstoffreiche Lößlehme ein hohes, Schwemmland- oder Sandböden ein geringes Nährstoffnachlieferungsvermögen.

Daneben spielen die Rückführung der Nährstoffe über die organischen Dünger, die betriebsinternen Nährstoffverluste (bspw. durch Auswaschung aus dem Boden oder bei zu langer Rotte/Kompostierung und unsachgemäßer Lagerung der Dünger), der Nährstoffexport über den Produktverkauf und der Futterzukauf eine unterschiedlich große Rolle. Insbesondere bei Kalium und Phosphor wiesen in Untersuchungen die ältesten Öko-Betriebe mit ungünstigen Standortfaktoren die größten Probleme auf (Mengel 1979; Schulte 1996). Aber auch ganz allgemein wird ein Absinken der Kaliumgehalte im Boden mit zunehmender Dauer der ökologischen Bewirtschaftung festgestellt (Paffrath 1994; Huber 2005).

 

Verarbeiter machen auf Kaliumproblematik in Öko-Betrieben aufmerksam

Anfang der 90er Jahre trat die Fa. EDEN-Waren GmbH, Hünfeld an verschiedene Öko-Betriebe und an die Öko- Beratung heran, um auf eine mangelnde Produktqualität aufmerksam zu machen. In den regelmäßigen Quali- tätsuntersuchungen von Gemüsesäften hatte sich in zunehmender Tendenz gezeigt, dass ca. 15-20 Prozent der angelieferten Möhrenpartien aus ökologischem Anbau, insbesondere diejenigen aus ’alten’ Demeter-Betrieben, zu niedrige Kalium- und zu hohe Natrium- gehalte aufwiesen. Damit entsprachen sie nicht den Qualitätsansprüchen des Gemüseverarbeiters, welcher bei Möhrensaft Mindestgehalte von 2.200 mg Kalium und Höchstgehalte von 500 mg Natrium pro Liter fordert. Zur Beantwortung der Frage, in welchem Maße durch eine nach Öko-Richtlinien konforme K-Düngung das K:Na-Verhältnis in Möhren kurzfristig angehoben werden kann, kam eine Zusammenarbeit der dama- ligen LUFA, Kassel (Analytik), Fa. EDEN (Analytik), und dem IBDF (Versuchsdurchführung) zustande. Parallel zu diesen Versuchen führte Hagel (1995) eine Studie zur Praxissituation mit Boden- und Pflanzenuntersuchun- gen von 41 Betrieben durch. Als Standort für die Kali- Düngungsversuche wurde der Demeter-Betrieb Dottenfelderhof, Bad Vilbel gewählt, für welchen die geschilderte K:Na-Problematik im Möhrenanbau zutraf. Der Betrieb wird seit 1968 biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Zuvor war er ein viehschwacher (0,5 GV/ha) ’Zuckerrübenbetrieb’ mit Raubbau an den Bodennährstoffen. Erst mit dem Kuhstallneubau 1981 wurde der angestrebte Viehbesatz von 1 GV/ha erreicht. Bei den Äckern handelt es sich in der Niddaaue um tonreiche, K-fixierende Schwemmlandböden, bei den etwas höher gelegenen Flächen um humusarme (0,9 % C) kolluvial bedeckte Parabraunerden aus Hochflutlehm sowie auf der Niddaterasse um degradierte Lößlehme. Wie Tabelle 1 zeigt, sind die Böden mit Kalium schlecht versorgt. Die Kaliumfixierung in der Krume kann rd. 1.300 kg K/ha erreichen und steigt im Unterboden noch deutlich an. Demgegenüber gab es - mit Ausnahme weniger Flächen - bisher noch keine Probleme mit der Phosphorversorgung, was für eine hohe mikrobiologische Aktivität des Bodens spricht. Magnesium ist reichlich vorhanden. Für die Beurteilung der Nährstoffversorgung ist zu berücksichtigen, dass 30-50 kg/ha atmosphärischer Stickstoff in den Boden eingetragen werden, was zu einem üppigen Pflanzenwachstum führt, jedoch die Kaliumproblematik verschärft.

Für die Projektierung der Kalidüngungsversuche war jedoch nicht die Frage nach dem K:Na-Verhältnis der alleinige Beweggrund. Es sollte auch den Fragen nachgegangen werden, wie sich die Aufnahme von Kalium z. B. durch gezielte Präparateanwendung verbessern lässt, wie Verluste vermieden werden können oder welche Möglichkeiten als Alternative zu dem damals einzig richtlinienkonformen Kalimagnesia (Patentkali) bestehen. Schließlich wurde 1982 eine Nährstoffbilanz von Lücke u. v. Boguslawski (1984) erstellt. Bei Kalium ergab diese einen Verlust von 46 kg/ha und Jahr. Seit dieser Zeit dürfte sich aufgrund der Ausdehnung des Marktfruchtbereichs diese negative Bilanz noch erhöht haben.
Beginnend mit Kalium-Steigerungs-Versuchen in den Jahren 1993 bis 1998 (Spieß et al. 1999) wurde 1997 ein Langzeitversuch mit dem Vergleich des Düngers Kalimagnesia mit den Gesteinsmehlen Orthoklas und Basalt im Zusammenhang mit einer Behandlung mit Rotem Fingerhut (Digitalis purpurea) angelegt. Letztere wurde aufgrund der Empfehlung von Rudolf Steiner (vgl. Heinze 1983) aufgegriffen, wonach zur Düngung von Kalimagnesia ein Pflanzengift eingesetzt werden solle (Spieß 2003). Schließlich wurde in Gefäßversuchen von 1998 bis 2002 die Wirksamkeit des Schafgarbenpräparates auf die Kaliumdynamik untersucht (vgl. Matthes u. Spieß 2006).

[Quelle: HAGEL, I. 1995: Zum Kalium:Natrium-Verhältnis in Demeter-Möhren. Leb. Erde 2, 103-109

HEINZE, H. 1983: Zur Frage der Mineraldüngung. in: Mensch und Erde. Verlag Goetheanum, CH-Dornach

HUBER H. 2005: Den Kaliumgehalt beobachten. Bioland 09, 12

LÜCKE J., BOGUSLAWSKI E. V. 1984: Begleitende wissenschaftliche Untersuchungen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise auf dem Dottenfelderhof. Landw. Forsch. 37, 3/4, 248-267

MATTHES C., SPIEß H. 2006: Wirkung biologischdynamischer Präparationen und Heilpflanzenextrakte auf Radies im Kalisteigerungsversuch. Leb. Erde 4, 40-44

MENGEL K. 1979: Pflanzenbau ohne Mineraldüngung, eine Alternative? Kali-Briefe 14 (10), 707-711

PAFFRATH A. 1994: Ökologische Wirtschaftsweise und Nährstoffgehalte im Boden. Ökol. & Landbau 91, 15-16

SCHELLER E. 1988: Aktive Nährstoffmobilisierung durch die Pflanzen. Selbstverlag, D-36160 Dipperz

SCHULTE G. 1996: Nährstoffverarmung durch ökologischen Landbau? bio-land 3, 26-27

SPIEß H. 2003: Fingerhut verbessert Kaliwirkung. Zur Anwendung von Rotem Fingerhut (Digitalis purpurea) im Biologisch-Dynamischen Landbau. Leb. Erde 1, 44-49

SPIEß H., HEYN J., SCHAAF H., FIORETTO A. 1999: Einfluß steigender Kalimagnesia-Gaben auf Qualität und Ertrag von Möhren im Ökologischen Landbau. Beitr. 5. Wiss.tag. Ökol. Landbau, Verlag Dr. Köster, Berlin, S. 270-274

SPIEß H., KLAUSE S., HORST H., SCHAAF H. 2002: Einfluss von Kalimagnesia- und Gesteinsmehldüngung sowie Pflanzenextraktbehandlung auf Ertrag und Nährstoffaufnahme von zweijährigem Luzernegras bei langjährig ökologischer Bewirtschaftung. Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. 14, 36-37]