Dottenfelder Bodenstiftung kauft Boden

Langfristige Sicherung für Forschung, Züchtung, Ausbildung und Agrarentwicklung im Bereich der Ökologischen Landwirtschaft auf dem Dottenfelderhof

Wiesbaden/Bad Vilbel, 25.10.2018. Das Land Hessen veräußert gut 143 Hektar Land an die „Dottenfelder Bodenstiftung für die Ausbildung, Erforschung und Erprobung biologisch-dynamischen Landbaus“. Die landwirtschaftlich genutzten Grundstücke in Bad Vilbel sind seit 1979 im Eigentum des Landes Hessen und seitdem an die Landbauschule Dottenfelder Hof e.V. verpachtet. Ihr Verkauf dient der langfristigen Sicherung und dem weiteren Ausbau des Forschungs-, Züchtungs- und Ausbildungsstandortes mit dem Ziel, eine besonders umweltschonende und zukunftsweisende Ökologische Landwirtschaft zu fördern. Die neue Eigentümerin wurde von der Landbauschule Dottenfelderhof sowie der GLS Treuhand e.V. im September 2018 ins Leben gerufen.

„Hessen ist beim Ökolandbau bundesweit Spitze. Seit 2013 ist die Ökofläche im Land um knapp 50 Prozent angestiegen. Mit dem Flächenverkauf an die Dottenfelder Bodenstiftung sorgen wir dafür, dass zukunftsweisende Forschung, Ausbildung und Entwicklung durch die Landbauschule langfristig möglich ist und sichern damit ein Fundament der Ökologischen Landwirtschaft in Hessen“,  betont Landwirtschafts- und Umweltministerin Priska Hinz.

Durch den Verkauf bleibt eine anerkannte Ausbildungs-, Forschungs- und Züchtungseinrichtung langfristig als „generationenübergreifendes Gut“ erhalten. Davon profitiert der Ökolandbau in Hessen und bundesweit. Im Kaufvertrag ist festgehalten, dass die Felder für den Zeitraum von 60 Jahren ausschließlich in biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise bestellt und mit einem Flächenanteil von 30 Prozent allein zu ihrer Forschung und Erprobung genutzt werden dürfen. Damit wird festgeschrieben, dass  die Flächen von der neu gegründeten Stiftung und der Landbauschule langfristig im öffentlichen Interesse genutzt werden. So wird nicht nur der Ökolandbau, sondern insgesamt ein nachhaltiges Agrarwesen gefördert. Durch eine DAWI-Betrauung (Dienstleistungen im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse) nach EU-Recht schreibt das Land Hessen die im allgemeinen öffentlichen Interesse stehenden Leistungen für die nächsten 10 Jahre fest. Diese öffentlichen Leistungen der Forschung, Züchtung und Ausbildung werden eingepreist und im Kaufpreis von 3,2 Millionen Euro berücksichtigt.

Martin von Mackensen, Leiter der Landbauschule Dottenfelderhof, hebt anlässlich des Landkaufes den Nutzen der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise für das Gemeinwohl hervor: „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung des Hessischen Landtags. Sie stellt eine besondere Wertschätzung unserer langjährigen Arbeit für eine gesunde und nachhaltige Landwirtschaft im Einklang mit Natur und Gesellschaft dar.  Wir sehen dies auch als Ansporn, zum einen die Forschungsarbeiten zur Mehrung der Bodenfruchtbarkeit intensiv weiterzuführen.  Zum anderen wollen wir die Pflanzenzüchtung vehement voranbringen, um dem Ökolandbau geeignete Sorten zur Verfügung zu stellen.“  1979 hat das Land Hessen den ersten Schritt getan, indem es das Fortbestehen des Gutes sicherte. Nun folgt mit der Übertragung der dazugehörigen Flächen folgerichtig der zweite, um die gemeinnützigen Tätigkeiten auch für die Zukunft sicherzustellen.

„Ermöglicht wurde dieses Engagement in der Vergangenheit“, fügt Nikolai Fuchs, Vorstandsmitglied der Dottenfelder Bodenstiftung hinzu, „vor allem durch Spenden, da die Erlöse des Betriebes die laufenden Aufwendungen nicht komplett decken können. Da vor allem aber Forschung und Züchtung eine langfristige Planungssicherheit brauchen, wollen wir mit der neu gegründeten Stiftung dazu beitragen, die Landbauschule dauerhaft auf stabile Beine zu stellen.“

 

 

Die Landbauschule Dottenfelderhof e.V.

  • Die staatlich anerkannte Fachschule für Biologisch-Dynamischen Landbau ist die einzige dieser Art in Deutschland. Sie bietet verschiedene Kurse und Fortbildungen an.
  • Die Forschung der Landbauschule Dottenfelderhof e.V.  wird seit 1977 von Dr. habil. Hartmut Spieß geleitet und hat die Schwerpunkte: Bodenfruchtbarkeit/Kompostdüngung (Dauerdüngungsversuch), Chronobiologie, Pflanzengesundheit, Unkrautregulierung, Präparateforschung.
  • Die Pflanzenzüchtung der Landbauschule Dottenfelderhof e.V. hat Pionierarbeit für den gesamten Ökolandbau geleistet. Sowohl bei Getreide (Winter- und Sommerweizen, Roggen, Wintergerste, Hafer, Futter- und Zuckermais) als auch bei Gemüse (Möhren, Kohl, Pastinake, Tomate, Gurke, Zuckermais) kamen die ersten beim Bundessortenamt zugelassenen Bio-Sorten vom Dottenfelderhof.
  • Heute wird an Strategien gearbeitet, sogenannte Vielliniensorten (Populationen) zu züchten, die den Witterungsextremen in der Landwirtschaft durch hohe Resilienz Paroli bieten.
  • Züchterisch neu bearbeitet werden Arten wie eine Phytophthora-resistente Kartoffel, Futterrübe, Buschbohne, Broccoli, Romanesco.
  • Nicht zuletzt wird an tierhalterischen Fragestellungen gearbeitet, derzeit an der muttergebundenen Kälberaufzucht.

Wesentlich ist bei all diesen Tätigkeiten, die im öffentlichen Interesse stehen, dass sowohl der Schulbetrieb als auch die Forschung und Züchtung maximal im Praxisbetrieb des Gutes integriert erfolgt (on-farm-research). Die  gemeinnützige Arbeit wird zum größten Teil durch Zuwendungen von Stiftungen und private Spenden ermöglicht.